Die Polizei und der Holocaust

Dass am 13. Juli 1942 Angehörige der deutschen Polizei 1.500 Juden im polnischen Józefów in einem Wald erschossen haben und dass deutsche Polizisten insgesamt direkt am Mord von mindestens 600.000 Jüdinnen und Juden in ganz Europa beteiligt waren, wissen nur sehr wenige Menschen.

Die Rolle der Polizei im Holocaust ist auch fast 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges weitestgehend unbekannt. Während das Lager Auschwitz-Birkenau weltweit zu einem Symbol des Holocaust geworden ist, wissen nur wenige Menschen, dass die Hälfte der 6 Millionen jüdischen Opfer erschossen wurden. Hauptakteure bei diesem sogenannten „Holocaust durch Kugeln“ waren Angehörige der Polizei aus Deutschland und Österreich. Jedes zehnte Holocaust-Opfer wurde durch einen Polizisten des Deutschen Reiches erschossen. 

Die deutsche Polizei war zudem entscheidend sowohl bei Deportationen als auch bei der Bewachung von Ghettos im besetzten Europa eingesetzt. Die beteiligten Polizisten handelten in ihrer Rolle als staatliches Exekutivorgan. Ihre Taten blieben meistens juristisch ungesühnt. Wir blicken im Projekt auf die Biografien der eingesetzten Ordnungspolizisten und ihre Handlungsmöglichkeiten.

Im Projekt „Die Polizei und der Holocaust“ möchten wir mit den Teilnehmenden auf Ereignisse wie die Tat in Józefów blicken. Wir werden die historischen Planungs- und Tatorte besuchen und gemeinsam diskutieren, wie und unter welchen Rahmenbedingungen Polizisten zu Tätern wurden. Das Projekt „Die Polizei und der Holocaust“ bietet 25 Polizist:innen aus Deutschland und Österreich eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte ihrer Institution während des Nationalsozialismus. Die Teilnehmenden diskutieren, welche Bedeutung die Erinnerung an diese Geschichte sowohl für die Gesellschaft als auch die heutige Arbeit in der Polizei hat.

Wir beginnen mit Workshops zu Planungs- und Kommandoorten in Deutschland und Österreich und betrachten die Rolle der Polizei bei der Verfolgung von Jüdinnen und Juden in beiden Ländern. Anschließend besuchen wir verschiedene Tatorte des Holocaust im heutigen Polen, die exemplarisch für die Verbrechen der Polizei stehen.

Drei weitere Projektbausteine richten sich an Multiplikator:innen und Entscheidungsträger:innen aus der Politik und der Ausbildung von Polizist:innen in Deutschland und Österreich. Auf Veranstaltungen in Deutschland und Österreich informieren wir Vertreter:innen aus Politik und Polizei über das Projekt und reflektieren mit diesen die Herangehensweise und Ergebnisse.

In einer internationalen Tagung werden wir vom 17.-19. September 2025 schließlich Gedenkstätten in Europa mit Fachkräften aus der Polizeiausbildung vernetzen und gemeinsam die Relevanz des Holocausts für die Polizei heute diskutieren.

 


 

Das Projekt wird finanziert aus Mitteln der EU-Kommission.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf: .bawistelhke@ratoarrhet.dcnzma

Interessierte finden hier die Unterlagen zur Bewerbung. Die Bewerbungsfrist für Österreich ist bis zum 15. September 2024 verlängert.